Philosophie und Praxis
Robert Kroninger
Philosophie und Praxis der Weingärtnerei Kroninger
2009 war es soweit, ich konnte meinen ersten Weingarten pflanzen. Dabei war es mir von Anfang an wichtig, die Reben selbst nach meinen eigenen Vorstellungen zu pflanzen. In den Jahren 2010, 2013 und 2014 kamen weitere kleine Terrassen hinzu.
Durch die stetige Beobachtung der Entwicklung des Weingartens als komplexes System einer vielfältigen Flora & Fauna werden die Arbeitsmethoden immer wieder überdacht und angepasst.
Ziel ist, jeden Arbeitsschritt gut bedacht in Ruhe und mit Liebe auszuführen.
Als Liebhaber der Cote d‘Or Burgunder, wählte Ich französische Spätburgunder Selektionen, auf schwachwachsenden Unterlagen aus.
Die Weingärten aus der Zeit vor dem Auftreten der Reblaus (1860) dienten als Vorbild:
- Einzelstockerziehung
- Enge Pflanzung mit hoher Pflanzdichte von 220 Stöcken pro Ar
- Bearbeitung ausschließlich von Hand, ohne Maschinen und ohne Einsatz fossiler Energie
Ziel ist, entsprechend natürlicher Ökosysteme mit hoher Artenvielfalt, die Vitalität und Gesundheit der Pflanzen zu fördern. Die Kleinterrassen bieten die Möglichkeit, in den Böschungen Büsche, Bäume, Kräuter und Blumen zu pflanzen.
Die im Weingarten präsente Rebe wird durch eine möglichst vielfältige, blühende Dauerbegrünung ergänzt. Waldsaumbiotope dienen hier als Vorbild, wobei die sehr trockenen Bereiche bei und in den Südböschungen eher Garrique Charakter (mediterrane Strauchvegetation) entwickeln.
Um die Fauna in der Begrünung nicht zu beeinträchtigen, wird auf Mähen verzichtet und um das Bodenleben zu schonen, wird auf Bodenbearbeitung verzichtet.
Es wird kein Dünger eingebracht, lediglich die eigenen Traubentrester und Rappen werden in den Weingarten zurückgebracht.
Von Beginn an wird biologischer Anbau praktiziert, mit dem Ziel, auch die dabei noch zugelassenen Pestizide (Kupfer, Schwefel, Backpulver und Wasserglas) immer weiter zu reduzieren.
Nach 10 Jahren Experimentieren bin ich seit 2018 soweit: ich pflege meine Weingärten ohne jegliche Pestizide. Ich spritze meine Reben nur noch mit Pflanzenauszügen (Kaltauszüge, Fermentierungen, Jauchen und Tees), Komposttee und frischer Molke.
So werden die Reben gestärkt und es wird eine vielfältige mikrobielle Besiedelung der Pflanzen erreicht, um Schadpilze zu verdrängen und gleichzeitig wird das Bodenleben gefördert.
Der Garten gedeiht, Wildbienen und Hummeln siedeln an offenen Lössstellen und sammeln Nektar, Spinnen bauen Netze und Fangschrecken lauern, Eidechsen sonnen sich, Mäuse und Regenwürmer graben sich durch die Erde. Nisthilfen für Vögel und Fledermäuse sind geschaffen, manchmal liegen die Hasenjungen im Frühsommer unter den Rebstöcken in Deckung.
Die Trauben dieser Weingärten werden mit Freunden von Hand geerntet und dabei schon im Weinberg perfekt sortiert und behutsam in kleine Kisten gelegt. Die Trauben werden schonend abgebeert und spontan ohne jegliche Zusätze vergoren.
Je nach Verlauf der Gärung wird der Hut maximal ein oder zwei Mal täglich von Hand aufgebrochen und untergetaucht. Der Trester wird in einer Edelstahlkorbpresse gepresst und der Presswein wird direkt wieder dem Freilaufmost zugegeben. Der Wein wird mit der Vollhefe, je nach Menge in Fässern zwischen 300 und 600 Liter eingelagert.
Mir ist dabei sehr wichtig, gebrauchte Fässer zu nutzen, welche bis direkt vor der Füllung mit Wein gefüllt waren und nur gründlich gereinigt wurden. Die Fässer werden nicht mit Schwefel eingebrannt und nicht mit Wasser gefüllt gelagert.
Aktuell strebe ich einen Ausbau von 24 Monaten an, die Fässer werden dann am Tag der Pressung des neuen Weines geleert und gereinigt. Es findet im Ausbau kein Abstich statt, es wird nicht geschwefelt und die Hefe wird bei Bedarf durch drehen der Fässer in Schwebe gebracht um den Wein zu nähren und vor Oxidation zu schützen.
Nach den bisherigen Vergleichsproben der ersten Jahrgänge werde ich die aktuellen Jahrgänge ungeschwefelt im Fasskeller abfüllen und dort mindestens 5 Jahre lagern.
Meine Erfahrung zeigt, dass mein Wein, nachdem er alle biologischen Prozesse im geschützten Umfeld, des immer gut gefüllten Fasses, mit genügend Zeit durchlebt hat, sich nach einer Ruhezeit im reduktiven Flaschenlager so gut stabilisiert, dass eine lange positive Entwicklung in der Flasche zu erwarten ist.
Da mein erster Jahrgang – mit ausreichender Menge für diesen Ausbau – 2018 war, werde ich frühestens Ende 2025, wenn die Qualität meinen Vorstellungen entspricht, die ersten Flaschen meines Weines anbieten können.
Bis dahin werden nach und nach Fotoalben meiner Weingärten hier veröffentlicht, um das blühende Leben zu dokumentieren.
Allerbeste Grüße
Robert Kroninger